Text von Dittmar Kirsten
DER ANKER DER SHANTY
Er war anfangs ein Problem. SHANTY hatte keinen ordentlichen Anker. Heinz – der Reeder – wollte ihn anfangs stellen. Nachdem er aber den Anker auch in seinem Keller nicht finden konnte, erinnerte er sich anders und sagte, er müßte an Bord sein. Ja, er ist doch damals an Bord geblieben. Die Klubleitung gab auch kein Geld für den Anker. Es war nicht im Plan – er sollte ja von Heinz kommen. Wir saßen in der Klemme. Solch großer Anker war damals nicht handelsüblich in der DDR – er würde teuer werden. Alte 8-10kg-Anker lagen noch verrostet im Bootshaus. Wir nahmen erst einmal zwei kleine an ein Kette. Juri hatte das Problem in der dörflichen Bierrunde vorgetragen. Der Dorfschmied wollte für uns eine Sonderschicht fahren. Die geforderte Zeichnung erhielt Juri schon Tage nach dem Angebot. – Wir hatten uns auch eingehend nach dem in der Schmiede vorhandenen Ausgangsmaterial erkundigt, aber das Frühjahr ging in den Sommer über - wir lagen immer noch vor unseren ulkigen Zweiankern. Juri wurde bedrängt, dann bedroht. Ja, ja, der Anker kommt. Spät im Sommer war er da, rostig, nicht ganz nach Zeichnung – es war aber ein schwerer Anker. Die Flunken wurden noch ausgeschärft, der Klappwinkel des Superdanforth geändert, gepönt, dann mußte es gehen. Vor Warnemünde ankerten wir zur Probe. Juri , wenn der Anker nicht hält, gibst Du eine Runde! Der Anker hielt, ja er war wie mit dem Grunde verwachsen. Juri jubelte erst, dann wurde er blaß. Denn wenn wir dieses schwere Stück hier liegen lassen müssen brauchen wir schnell einen Neuen! Es ging hart zur Sache. Immer wenn die SHANTY ins Wellental sackte, konnten wir ein Stück Ankertrosse holen und schnell belegen, den Wellenberg hinauf zog die SHANTY mit ihrem Auftrieb die Trosse an. Schließlich tauchte der Anker aus den Fluten – mit einem dicken Stahlstropp zwischen den Flunken.
Halten konnte der Anker aber auch auf normalem Grund. Viele Jahre diente er auf der SHANTY und auf RASMUS. Nun lauert er als Ersatz auf dem Hexenhausboden und wartet, ob einer seinen Anker verliert und ihn wieder mit nimmt auf große Fahrt.
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