• Akademischer Segler-Verein zu Rostock e.V.,Uferpromenade 1, 18147 Rostock

Herrentagstour nach Omø

Elisabeth Kuntz (Bootsführerausbildung)
Michael Kuntz (Bootsführerausbildung)
Holger Raths
Bernd Lange
Volker Römer(bis Guldborg)

(Tagebucheintragungen von VR)
BL und HR hatten die Proviantierung übernommen und das meiste einschließlich ihrer Plünnen am Vorabend schon an Bord gebracht. Bei ALDI gab es kein Bier — kein richtiges Bier! Danke an den dänischen Discounter NETTO. BL und HR konnten Rostocker Pils bunkern, die Tagesration — pro Mann/Frau 3 Flaschen — sollte reichen. Gut Schluck!

(Nachtrag von BL) Ab 12.00 Uhr war BL an Bord, um alles zu verstauen und Restarbeiten zu erledigen. Wie schon 2004 versprach das Wetter nicht gerade freundlich zu werden, wieder waren westliche Winde mit stürmischer Tendenz angekündigt. Daher beschlossen wir erneut, in Warnemünde zu übernachten und ganz früh aufzubrechen.
(VR)17.00 Uhr, noch nichts los an Bord. Die übrige Crew trudelt langsam ein und beobachtet BL bei der spannenden Suche nach der Stromversorgung für die „Funke“. BL bringt die Bordelektronik mit Notlösungen (angetepte Kabelüberbrückungen) in Ordnung.
20.00 Uhr, Leinen los in Gehlsdorf, mit größter Mühe ziehen und schieben wir uns mit Motor-AK-rückwärts bei Flachwasser aus unsere Box. Groß und Genua, Wind: SW 5. Herrliches Segeln auf der Warnow.
21.15 Uhr, Leinen fest in Warnemünde, im Yachthafen am Oststeg. ZENIT (mit Manner und Tispe) hat kurz vor uns am Stegkopf in der Einfahrt festgemacht.
22.00 Uhr, unser erstes deftiges Abendbrot mit Schlachterplatte Thüringer Art beginnt, zum Nachtisch gibt’s was „Süßes“ — die größte Pralinenschachtel natürlich zuerst — Schokoladenvariationen. Die nächste Regenfront naht. BL muss für kleine Seemänner, die Aktion musste aber abgebrochen werden in Folge Wolkenbruch. Erste Rotweinflasche geköpft, erste und einzige Erdnussdose geöffnet. Erste Flasche zu Ende — die Crew hat einen guten Zug, die Rotweinvorräte neigen sich schon am ersten Abend dem Ende zu (BL — totale Fehleinschätzung aus Unkenntnis, da beim Stauen abwesend!!!).
23.40 Uhr, zweite Flasche leer, Rotwein ist gut für’s Herz — gute Nacht!
(Nachtrag von BL) Am nächsten Morgen entdecken wir in unmittelbarer Nähe außen am Oststeg FENT III, RIJO und RAFIKI. Als wir aufbrechen rührt sich dort noch nichts an Bord. ZEPHIR und UNIVERSITAS waren zu einem sehr stürmischen Nachttörn aufgebrochen, die UNIVERSITAS soll es bis zur Fehmarnsundbrücke geschafft haben, bevor sie wieder umdrehten und wie ZEPHIR in Kühlungsborn Schutz suchten. Die „Jungs“ (Hainer, Steffen und Wolfram) vom ZEPHIR hatten sich ein Vorsegel zerrissen.


25.05.2005 (Himmelfahrt) Warnemünde — Guldborg

06.00 Uhr, Leinen los, mit Motorhilfe aus Yachthafen. Die Sonne scheint, Wind SW4, Groß und Genua, Seegang 2-3, KpK 340°. Mit neu abgedichtetem Mastfuß geht es Kurs Gedser entlang des Tonnenstrichs auf der Bb-Seite. Die „Norwegian Dream“ kommt uns entgegen, noch keine Kreuzfahrer an Bord zu sehen.

07.30 Uhr, Ansteuerungstonne Rostock Bb querab, SW 5, SG 3, Gr und Ge (die älteste Boe-Garnitur!), KpK 345°.
BL entdeckt Wassereinbruch, schon bei Schräglage zwischen den Bodenbrettern hervorsprudelnd. Und das bei Seegang ohne Frühstück — eine Premiere auf der BOE — alle (bis auf die standhafte und nicht nach unten kommandierte Dame) brüllen nach dem Löwen, HR und VR sogar Stereo. BL hatte zuerst gepützt und das Brüllen freigegeben. Kurzzeitig wird die Rückkehr nach Rostock erwogen und auf Gegenkurs gegangen.

Nach einer Wassergeschmacksprobe (BL: ziemlich schmutziges Bilgenwasser!) wird der Kurs erneut in Richtung Dänemark bestimmt (BL: will sich nicht mit 80 Litern Trinkwasser in der Bilge blamieren! Es wird also weiter gepützt, nun nur noch durch VR und BL und weiter gekostet (ja richtig gelesen — nicht mehr gekotzt!!!) Nach einem Leerlenzen stellt BL fest, dass das Wasser nicht wie vermutet vom Trinkwassertank im Vorschiff sondern von achtern kommt und doch nach Seewasser schmeckt. BL vermutet nun eine undichte Stelle im Motorraum).
11.00 Uhr, Gedser Yachthafen als „Nothafen“ angelaufen, „Wunden geleckt“ und nach der Ursache geforscht. Der Trinkwassertank ist dicht.

(Nachtrag von BL) Im Motorraum, 10 cm oberhalb der Cockpitabflüsse finden wir ein kleines Leck, das „vergessene“ Lager der alten Motorsteuerung zur Hundkoje Stb hin. Dort ist alles nass, das schöne neue Polster! Eine ärgerliche Sauerei! Alle Schwimmwesten unter der Hundkoje klitschnass, in den Abfachungen steht handhoch das Wasser, glücklicherweise sind die Automatikwesten nicht „explodiert“.
(VR) Ausrüstung getrocknet. Als Entschädigung gab es endlich was zu Essen, Gulasch mit Thüringer Klößen. Der eigentlich fällige Mittagsschlaf entfällt. Auf nach Guldborg!
13.45 Uhr, Leinen los. Herrliches Segeln in den Guldborgsund hinein.
Ca. 15.10 Uhr, das war schnell vorbei, in der ersten Fahrwasserrinne sind wir sehr in Landnähe gestrandet.
(Nachtrag von BL) Eine grüne Tonne war durch Wind und Strom zur falschen Fahrwasserseite hin versetzt worden. Gleich neben uns direkt an der Tonne strandet kurz nach uns KUM BRIES und blockiert längere Zeit in Lee von uns liegend unsere eigenen Versuche zum Freikommen. Obwohl von KUM BRIES gewarnt, stranden an derselben Stelle dann noch ca. eine halbe Stunde nach uns AVIOR und später weitere Jachten, darunter unser BUK. Spucky musste sogar den Seenotrettungsdienst in Anspruch nehmen, um wieder freizukommen.
(VR) Mit vereinten Kräften (Krängungsmasse!) sind wir freigekommen. Navigation frei Schnauze zwischen Fischerfähnchen hindurch brachte uns wieder auf den Pfad der Tugend.
16.00 bis 16.30 Uhr, Warten an der Brücke vor Nykøbing im Dreierpack. Mit uns „kreiselten“ AVIOR und KUM BRIES im starken nordwärts setzenden Strom. BL setzt Flagge „N“, der Brückenwärter reagiert aber nicht, etliche Züge in größeren Zeitabschnitten passieren die Brücke. Die Funkzeugnis-Absolventen an Bord suchen fieberhaft nach den fachmännischen englischen Vokabeln, zwecks Absetzen eines Funkspruchs an den Brückenwärter.
Endlich, die Brücke geht auf, weiter geht’s!

Auf der Kreuz bis Guldborg — MK an der Pinne, immer wieder Höhe schindend, auf dem Vorschiff entspannt der Skipper.

18.45 Uhr, Leinen fest in Guldborg, hier ist die Welt noch (und auch für uns wieder) in Ordnung. Aus dem nach 20 Jahren auf Maiers Boden aufgetauchten Taufgeschenk gibt es endlich einen „Anleger“.

Ab 19.30 Uhr große Grillparty der Rostocker Segler auf der Pier. Ein schmackhaftes Mahl für die BOE-Crew mit „Rostocker XXL“, Steaks, Grillsaucen und Frischgemüse. Die dänische Rieseneistüte schaffte nur unsere „niemals Seekranke“. Zum Tagesausklang erfolgte auf Anordnung des Skippers noch Bordhygiene — heiße Dusche.
Danach heißer Kakao mit Rum? Nein! Mineralwasser für müde Segler!!!

(Folgende Eintragungen von BL)
So müde scheint die Crew nicht gewesen zu sein — bis Mitternacht zieht sich ein endloses Kartenspiel hin „Phase 10“!
??? für BL und HR, beide blutige Anfänger. Aber sie lernen schnell, HR gewinnt sogar.
In Guldborg lagen bereits RAFIKI, RIJO und FENT III mit AVIOR (Axel Rafoth am Steuer, legte kurz vor uns neben seinem Schwager an) und RAMSES außen am Bollwerk. RAMSES mit Klaus Geelhaar und Magdeburgern an Bord hatte noch eine Lücke hinter sich gelassen, die dann die BOE genau ausfüllte, getrennt durch eine große Motoryacht von den anderen ASVern. Die Magdeburger eröffneten die Grillsaison und boten uns ihre Glut an. So bildeten sich zwei ASV-Gruppen beim Grillen auf der Pier. Einige flapsige Bemerkungen aus den Reihen der eingeschworenen Gemeinschaft ließen bei uns keine Lust aufkommen, uns dem „harten Kern“ anzuschließen, der bald ein Grill zum Lagerfeuer umfunktionierte und in der Maikühle bei Bier und Rotwein die Nacht herannahen ließ.
Wie bereits erwähnt, eröffneten wir nach beruhigenden Handyanrufen in die Heimat lieber im gemütlichen Salondunst, erwärmt von Teelichtern eine „Spielhölle“. Der Tag war ja auch so überaus abwechslungsreich für uns verlaufen.


Freitag, 26.05.2005 Guldborg — Omø
08.47 Uhr wollte VR mit dem Bus zur Rückreise nach Rostock aufbrechen, er musste an einem Team-Werbelauf unter dem Motto „Laufend Recht bekommen“ teilnehmen. Also erwachte das Leben an Bord schon gegen
07.00 Uhr, das Barometer ist von 1022 auf 1018 hPa gefallen, dunkle Wolken versprechen viel Regen. Holger holt das Duschen nach, die anderen begnügen sich mit Katzenwäsche im überschwemmten Duschraum. Wieder Wasser unter den Füßen — sollte das etwa so weitergehen?
MK serviert der Mannschaft ein reichhaltiges Frühstück mit leckerem Rührei.
Übrigens — das Mittagessen in Gedser und die Suppe, die Volker aus den Gulaschresten gestern Abend als Nachschlag zum Grillsteak zubereitet hatte, lässt Hoffnung auf eine künftige Bereicherung der BOE-Bordküche aufkommen.
09.30 Uhr, Ablegen zusammen mit der RAMSES. Da es im Hafen in den Masten heult, wir im Sund mit einer elenden Kreuz gegen den WNW 6 ... ? rechnen, wechseln wir die Genua gegen unsere bewährte 7,5 qm-Sturmfock und kleben zum wiederholten Mal die Mastmanschette ab. Das von Detlef beschaffte, hochgepriesene schwarze Tape-Band hatte sich erneut abgelöst. E. und MK erledigen den Abwasch.
Mit Motorhilfe zur Brücke, die bereits nach kurzem Warten für RAMSES und BOE öffnet.
09.45 Uhr, Brücke passiert, danach sofort Segel gesetzt. Wie erwartet vor uns eine dunkelgraue Wolkenwand mit viel Wind. Selbst mit unserer kleinen Segelfläche, Sturmfock und Groß mit einem Reff, krängen wir beim Freikreuzen (KpK 230/330°) aus den trichterförmigen Sund hinaus bis zur Scheuerleiste weg. Kurze steile Wellen, Regenschauer.
Bei Ledas Grund reißt der Himmel auf — über dem Smaland-Fahrwasser ein riesiges Sonnenloch mit teilweise wenig Wind.
11.45 Uhr, passieren das Tonnenpaar zwischen Skellerrev und Kogrund; KpK 345°; ca. 4 kn. Knoppers, Bananen, Äpfel, Bier und Sonnenschutzmittel werden von BL an die trocknende Crew im Cockpit gereicht. Am Horizont tauchen im NW die Pylonen der Belt-Brücke auf. Dahin wollen wir, natürlich wieder gegenan!
12.30 Uhr, OMON 16,5 sm; rwK 294°; KpK 340°; 3,7 kn, ausgerefft. In unserem Funkgerät ist von den ASVern nichts zu hören, nur Ulf auf JUCALINE war einmal kurz zu hören.
14.00 Uhr, weil der Wind gewohnt „herrentagskalt“ weht, gibt es bei leichter Schräglage im Salon das Mittag: Marinierte Heringe mit Pellkartoffeln und als „Kompott“ die kleinen Fläschchen, die den Winter und die BOE-Frühjahrsüberholung unbeschadet überstanden hatten. Während BL mit dem Mittagzubereiten beschäftigt ist, sieht die Crew im Kielwasser mehrmals einen Schweinswal auftauchen. Gegen die Sonne hilft nur noch Sonnenschutz.
15.10 Uhr, 55°10,56/11°25,92, beim Überschreiten der 6m-Tiefenlinie vor Glanø gewendet; KpK 220°; 4,6 kn.
15.25 Uhr, Wende, KpK 330°; 5,2 kn. Bis Omø noch ca. 9 sm. Endlich klärt sich unser jahrelanger Irrtum auf — irgendwann hatten wir den weithin sichtbaren hässlichen Industriehafen am Agersø-Sund von weitem als Omø gehalten. Schokotime mit Kuchen.
16.30 Uhr, zweite Wende auf der 6m-Tiefenlinie vor Nabbet, dritte Wende vor Sevedov. Endlich meldet sich der ASV, Steffen ruft uns an. ZEPHIR kommt mit Spinnaker von Langeland, sie wollen 18.00 Uhr im Hafen sein und nun wissen, wo die anderen Boote unseres Vereins sind.
17.30 Uhr, Osttonne Helleholm Flax, mehrere kleine Kreuzschläge zum Omø-Sund-Fahrwasser hin. Kaum noch Fahrt, Segel weg, Motor an.

19.00 Uhr, grüne Fw-Tn — WP 364, Bb gerundet.
19.25 Uhr, im Hafen am ersten Steg fest, ZEPHIR und RAMSES begrüßen uns erfreut.

20.00 Uhr, die BOE-Besatzung hat wie in Prestø schnell die Initiative ergriffen, das Grillfeuer angefacht und zwei Tisch-Bank-Kombinationen zusammengerückt. Bald finden sich die Besatzungen beim Grillen zusammen.
Klaus Geelhaar ist mit 3 älteren Herren aus Magdeburg unterwegs, darunter der Vater von Christian Claussen. Er ist sichtlich erfreut mit BL und HR zwei ASVer kennenzulernen, die seinen Sohn schon 1985 in Bulgarien „verantwortungsbewusst beaufsichtigt“ und über irgendein Stimmungstief hinweggeholfen hatten.
Die ZEPHIR-Besatzung bestand aus Hainer, Steffen und Wolfram, mit 11 Personen hatte sich also nur ein sehr kleiner Haufen für einen ASV-Treff am Nach-Herrentag zusammengefunden. Kündigt sich so schon das Ende der ASV-Herrentagstradition an? Im vergangenen Jahr hatten ja RIJO, RAFIKI und FENT III „auch schon ihr Ding gemacht“, so wie RAMSES und BOE hätten sie es gut zum vorgesehenen Treffpunkt schaffen können.

Trotzdem entsteht am Grill eine nette Athmosphäre. Nur kalt ist es natürlich wieder, daher zieht sich die BOE-Besatzung beim Einbruch der Nacht zur Fortsetzung des Kartenspiels an Bord zurück. Erneut erzeugt unser 220-Volt-Strahler das nötige, etwas zu grelle Licht. Klaus war einmal mehr Kumpel und lieh uns seinen Hafenverteiler, so dass wir uns an den besetzten Stromsäulen mit einschleifen konnten.
Zum Aufwärmen gab es heiße Schokolade mit Rum und für den immer noch frierenden BL als Zulage heißes Wasser mit viel Rum.
Zum Verdauen des ungesunden Grillgutes wurden „Mümmelmänner“ und kaltes Bier gereicht. Davon bekam Hainer, der kurz vor Mitternacht unsere Spielhölle besuchte und bis nach 01.00 Uhr in unserer gemütlichen Runde blieb, natürlich auch etwas ab.
Gegenseitig klärten wir uns über unsere Seeabenteuer auf. ZEPHIR und UNIVERSITAS hatten wegen des Sturms in der Nacht zum Donnerstag Zuflucht in Kühlungsborn gesucht. Hainer sprach von 10 Windstärken, gut, dass wir in Warnemünde geblieben waren.
01.30 Uhr, sehr müde in die Kojen, nachdem es Holger nach drei „Rauswürfen“ gelungen war, Hainer zum Aufsuchen der eigenen Koje zu bewegen.

Sonnabend, 27.05.2005 Omø — Hesnæs
Eigentlich wollten wir länger schlafen, aber um
07.00 Uhr musste der müde BL ein quälendes Bedürfnis erledigen, das verband er mit Duschen. Diese Störung brachte auch die Crew auf die Beine, so dass wir schon gegen
08.00 Uhr am von MK und BL vorbereiteten Frühstückstisch saßen. Hainer teilte uns seinen abgehörten Wetterbericht mit — morgen SW 7 !!!
Wir entschieden uns alle für Hesnæs als nächstes Etappenziel. Endlich Spi-Segeln!
BL und HR wollen noch kurz die Insel besichtigen, das „Jungvolk“ entscheidet sich für die Pause an Bord und die Törnvorbereitung. Die Wanderer ziehen los zur höchsten Bergkuppe des doch überraschend großen hügeligen Inselchens, entdecken „glückliche“ Kühe mit ihrem Nachwuchs, Kiebitze, die ihren Nachwuchs mit schrillen Rufen bewachen und auch verteidigen — gegen die neugierigen Kälber, entdecken mehrere Fasane, viele Wasservögel — die ehemals zweiteilige Insel hat einen kleinen See in der Mitte — und zwei Hasen. Die ersten, die BL 2006 in dem von ihm gesehenen Teil der Welt aufspürt — ein Wunder!
10.00 Uhr an Bord zurück, ZEPHIR und RAMSES hatten den Hafen schon verlassen. RAMSES hatte sich die falsche Fahrwassertonne ausgeguckt und parkt kurzzeitig, das zweite dänische Grundstück, vor Nykøbing hatte es sie auch erwischt.
10.20 Uhr abgelegt, BL „nötigt“ MK zum „Aus-dem-Hafen-hinaussegeln“, was bei Halbwind auch reibungslos funktioniert. Auf dem Vorschiff liegt schon der Spinnaker bereit.
10.35 Uhr, ca. 2 kbl nach der Hafeneinfahrt steht der Tri-Spi, auch ZEPHIR hatte ab der nördlichen grünen Fahrwassertonne den Spinnaker gesetzt.
10.50 Uhr (HR am Ruder) üben EK und MK auf dem Vorschiff an dieser Tonne das Halsen und Shiften. Spi auf Bb-Bug ziemlich am Limit bei SSW 2 ... 3; KpK 115°; 4,5 kn.
12.50 Uhr, Südtonne Kirkegrund (WP 366) Bb querab 5 m; KpK 80 °; 5,9 kn; MASB (die Eisenbahnbrücke bei Vordingborg) 19,1 sm. Der Himmel völlig bedeckt, kühler Wind. MK löst EK am Ruder ab.

Ca. 14.00 Uhr, Mittag: Kartoffelpüreé und Rührei von BL zubereitet. Vor Knudshoved ziehen wir an RAMSES vorbei, auch der Abstand zu ZEPHIR verringert sich.
14.45 Uhr macht uns EK einen „scharfen“ Cappuccino, sehr heiß — „tut richtig gut“! Laufen mit 6 ... 6,5 kn direkten Kurs. Ab und zu kommt aus dunklen Wolken ein Drücker, aber es regnet nicht. Weit vor der Masnedo-Brücke die Sturmfock abgeschlagen und die Genua vorbereitet.
15.35 Uhr, Handyanruf von Peter Littwin aus Warnemünde. Er warnt uns vor einem Unwetter — morgen!!!

16.00 Uhr passiert ZEPHIR die Brücke mit Spi, der nur kurz einfällt. Wir werden es ihnen nachmachen.
16.05 Uhr passieren wir die Brücke mit demselben Effekt, können zur Faro-Brücke etwas abfallen, 6,7 kn. EK am Ruder.
16.34 Uhr, ZEPHIR passiert die Faro-Brücke, nimmt den Spi weg und geht höher ran.

16.40 Uhr passieren wir die Faro-Brücke, lassen den Spi noch 5 min stehen, wir wollen vorher die Genua setzen. Die geht aber nicht hanz hoch, obwohl MK seine ganze Masse einsetzt. Holger hatte den Drahtvorläufer der Sturmfock an die Genua geschäkelt! Auf dem Am-Wind-Kurs gibt es Cappu und Kuchen. BL packt den Spi und ab
17.10 Uhr geht die Spi-Segelei den Grønsund abwärts weiter. Auf ZEPHIR steht der Spi aber schon gut 10 min länger, der Abstand ist größer geworden; 5,1 kn bei ziemlich schwachem Wind, also mitlaufender Strom, an den Tonnen auch gut zu erkennen.
18.00 Uhr Skansepynt Stb querab, Spi geborgen, hoch am Wind auf Bb-Bug; KpK 145°; GRON 3,2 sm; ca. 5 kn. Ein Manöverschluck wird endlich gefordert und bewilligt. Mehrere Kreuzschläge (250/ 130°) in Richtung Ansteuerungstonne GRON. Bleiben wie ZEPHIR vor uns in Küstennähe. Bei Hestehoved überholt uns RAMSES, kann bedeutend höher laufen. Trotzdem erreichen wir vor ihr
19.30 Uhr unter Segel den Hafen. ZEPHIR hatte uns ca. 6 min zuvor gezeigt, dass die Reusenpfahlreihe vor der Hafeneinfahrt nicht besetzt war. Klaus traute diesem Anschein wohl nicht und rundete den Reusenkopf.
19.40 Uhr an der Pier an der Mole neben ZEPHIR fest. Beim Anlegemanöver gab es totale Missverständnisse, da BL seine Absichten nicht kundtat und sich nun doch in den Manöverablauf eingemischt hatte (Segeln in den Hafen, Art und Ort des Anlegens. Die Crew ist unzufrieden. Die freundliche Beilegung und Auswertung des unkoordinierten aber unspektakulären Anlegemanövers erfolgte dann wieder bis weit nach Mitternacht in der „Spielhölle des ASV“ mit einem Kartensieg des Gescholtenen.

Währenddessen „versank“ neben uns fast ZEPHIR mit zeitweise 10 Mann im Cockpit. Die immer gastfreundliche und trinkfeste Crew hatte zu einer Herrentagsauswertung geladen. JUCALINE war ebenfalls im Hafen, u.a. mit den alten HSG-Hasen Wolfgang Paul und Christian Semlow an Bord.


Sonntag, 08.05.2005 Hesnæs — Rostock
(geschrieben noch im Landschutz von Falster)
Nachtsüber regnet, ja trommelt es fast ununterbrochen auf unser Kajütdach. Kurz nach
06.00 Uhr ertönt ein „Donnerschlag“, der die ganze BOE erzittern lässt.
Micha war aus der Koje gefallen, er wollte vor zwei widerlichen Vögeln fliehen, die ihn angegriffen und ständig in den Bauch gepickt hatten, sollte das etwas mit dem angekündigten Wetter zu tun haben?
Mit den Armen im Schlafsack hatte er keine Chance, den Sturz rechtzeitig abzufedern.
BL hält die Nase in den Regen und ist über die Windrichtung (aus West) zufrieden, für die ca. 40 sm nach Warnemünde überaus günstig — ca. 7 Stunden. Um spätestens
08.30 Uhr wollen wir aufbrechen, um noch vor den für Nachmittag angekündigten 10 bft im sicheren Hafen zu sein. Allgemeines kostenloses Duschen, das Hafengeld werden wir wohl beim nächsten Besuch nachzahlen. Frühstück mit „HR-Weichei“ diesmal nach Uhr, aufgebackenen ALDI-Brötchen und dem üblichen Drum und Dran. Immer wieder kräftige Regenschauer und ab und zu beginnt es schon mal in den Masten zu heulen.
Es beginnt, was das Barometer versprach — von 1018 hPa war es in ca. 8 Stunden auf 1005 hPa gefallen.
Die Genua wird wieder gegen die Sturmfock ausgetauscht und ins Groß das 1. Reff gebunden und das zweite vorbereitet. Alles wird „hackgerecht“ verstaut, auch die Schubladen unter dem Kartentisch werden verzurrt. Ab und zu taucht die Sonne zwischen den regenbeladenen Wolken auf. Der brütende Hafenschwan muss noch fotografiert werden. Ca. 09.00 Uhr beginnt das Ablegemanöver gegen den schon sehr kräftigen Wind, wir hängen ja bereits mit der Nase an einem Pfahl im Wind, eigentlich kein Problem. HR und MK (als diensthabender Bootsführer) können sich achtern nicht über den Standort der Slipleine einigen, BL vom Vorschiff bekräftigt MK’s Meinung, aber wieder war irgendetwas daran verkehrt.
09.30 Uhr laufen wir unter Motor aus dem Hafen, am Horizont verschwindet schon RAMSES, ca. 10 min hinter uns verlässt ZEPHIR den schützenden Ort. Zuvor hatten wir ZEPHIR’s Vorleine an unseren Luvpfahl gebunden.
An der ersten Reusenreihe gibt es wieder Meinungsverschiedenheiten, HR will am Reusenkopf in Richtung Strand (die Reuse ist augenscheinlich nicht vernetzt), MK (am Ruder) will auf „Nummer sicher“ gehen und die Reusen weit seewärts passieren, BL will erst einmal ran, gucken und dann querdurch, um im Landschutz zu bleiben. MK protestiert, gibt das Ruder an HR ab und übernimmt erst wieder, als wir die Reusenreihe zwischen dem seewärts liegenden Kopf und den deutlich erkennbaren Stellnetzen der sich weit in die See erstreckenden zweiten Reusenreihe passiert hatten.
Am Tage bei guter Sicht, kann man also gut abkürzen. Es hat den Anschein, dass die Pfahlreusen wohl allmählich verschwinden und durch schwimmende Reusen ersetzt werden, die sind dann im Dunkel kaum noch rechtzeitig zu erkennen.
Der Westwind weht jetzt schon durchgängig mit ca. 6 bft, BL empfiehlt daher, nach jedem Reusenkopf in Richtung Land zu wenden, und dann in Strandnähe zu bleiben. Bei 210° KpK auf Bb-Bug ist das leicht möglich, aber er will sich jetzt nicht mehr in die Bootsführung einmischen, verschwindet unter Deck und schreibt Tagebuch, in dem die Schrift allmählich immer krakeliger wird.
BL informiert seine „bessere Hälfte“ zu Hause über das Auslaufen und die voraussichtliche Ankunft und HR erhält von seinem Sohn Torsten nochmals die Windwarnung über 10 bft für den Nachmittag.
Nun, wir sind auf See und zumindest BL ist guten Mutes schnell und unbeschadet bei dieser Windrichtung in Warnemünde anzukommen. Wir sind ja nicht allein dieser Ansicht. Nach uns ist auch JUCALINE ausgelaufen.
10.20 Uhr, 54°44,40/12°03,90; WARA 33,4 sm; 6,7 kn; rwK 178°; KpK 210°. Bb von uns, aber ca. 1 sm weiter hinaus auf See läuft ZEPHIR mit scheinbar größerer Segelfläche an uns vorbei.
Sonnenstrahlen und „krachender Hack“ — die Crew im Cockpit handelt sich ohne Not ca. 1,5 sm vom Land entfernt ein übles Duschen ein. Als Holger zum Pinkeln vom Skipper vom Achterstag hinweg hinunter aufs Klo gewiesen wird, kommt eine dunkle Wolkenwalze auf uns zu. Vorsorglich wird die Fock weggerollt, danach das 2. Reff in das Groß gebunden.
BL übernimmt jetzt wieder das Kommando, da wir sowieso schon keinen richtigen Landschutz mehr haben, geht es auf direktem Heimatkurs, mit 7,75 kn auf dem GPS.
Ab sofort — Schwimmwestenpflicht für alle, auch für BL!!!
11.45 Uhr ruft Norbert, Holgers Bruder, aus Wismar an, hört, wo wir sind, was wir vorhaben und sagt: „Oh, oh — esst vorher auch ordentlich!“ Hat er etwa von unserer „Unterlassungssünde“ am Donnerstag schon gehört?
Wir schätzen, dass manche Böen schon Sturmesstärke erreichen. Vor uns sucht ZEPHIR nochmals Landschutz auf, direkt beim Leuchtturm.
11.45 Uhr, ODDE 3,81 sm; rwK 195°; KpK 178°; 6...6,8 kn. Ab und zu erfreut uns „Klärchen“, an Bord alle wohlauf nach Klogang; WARA 25,3 sm; rwK 172°.
12.15 Uhr ODDE Stb querab, ca. 2 sm, auf der Leeseite des Gedser Revs geht es hinaus auf See.
14.20 Uhr, auf der Stb-Seite des Verkehrstrennungsgebietes, soeben hat uns eine Riesenwelle überspült und die Crew im Cockpit massiv unter Wasser gesetzt. Die Lifebelts bewährten sich und auch Lisas Automatikweste hat bewiesen, dass sie funktioniert.
BL war gerade dabei, aus der Bilge wieder 10 Liter Wasser auszufeudeln, als es krachte, knallte und unter Deck aus dem festgebundenen Bierkasten die Flaschen sprangen. Als BL das Schiebeluk aufriss und besorgt nach der Mannschaft sah, guckte ihn ein ganz verdattertes Gesicht inmitten einer prallen gelben „Sonne“ an. Über diese Komik musste er noch längere Zeit herzlich lachen, bis auch ihm kurz vor Warnemünde das Lachen verging. WARA 9,83 sm; 6,5 kn; rwK 168°; KpK 158°. Laufen dwars zur manchmal brechenden See, hier schon ca. 2...3 m hoch. In den Schauerböen schätzen wir den Wind auf über 9 bft, die Gischt wird waagerecht weggerissen und über uns hinweggeweht.
Seit der roten Fahrwasserseite des Verkehrstrennungsgebietes laufen wir nur noch mit unserer kleinen Sturmfock. Die BOE krängt auch mit diesem Segel meist bis zur Scheuerleiste weg. Im Trennungsgebiet begleitete uns etwa eine Viertelstunde lang ein ca. 1 m langer Schweinswal. BL, auf der „hohen Kante“ sitzend, unterhielt sich mit ihm, das mochte er wohl, ließ sich fast streicheln, schwamm direkt neben der Bordwand an Stb, tauchte aus, mal vor uns, mal hinter uns.
Ab Tn Rostock löst BL Holger am Ruder ab, nachdem er das Chaos unter Deck beseitigt und ein dringendes Bedürfnis auf dem segensreichen Bordklo erledigt hatte.
HR, obwohl ja schon mit BL sturmerprobt, ist sichtlich beeindruckt von dem, was sich um uns abspielt. Der Sturm erreicht anscheinend seinen Höhepunkt, das kann man nicht mehr als Schauer sondern nur noch als „Peitschen“ bezeichnen. Der Regen prasselt ebenfalls fast horizontal auf uns ein und tut im Gesicht und in den Augen richtig weh, man darf ja die Wellen nicht aus den Augen lassen.
Ab Rostock-Fahrwasser werden die Wellen höher und gefährlich, wenn sie aufsteilend brechen. Wir schätzen die Kaventsmänner unter ihnen auf über 3 bis 4 m. HR muss nach hinten schauen, um BL rechtzeitig zu warnen, damit er die Brecher durch schnelles Anluven aber meistens mit Abfallen aussteuern kann. MK muss Ausschau nach Fähren halten, die Sicht beträgt oft weniger als 1 kbl.
Tatsächlich kommt uns „Kronprinz Frederik“ weit neben den Bb-Tonnen entgegen. Das Kielwasser der Fähre ist sandverwirbelt, der Sturm hat die Fähre sicher aus der Fahrrinne gedrückt.
BL wechselt zur Stb-Seite, um mit achterlichen Seen auf den Wellen gleitend in die Hafeneinfahrt zu laufen. Rechtzeitig macht vor uns der Kreuzliner „Lilli Marleen“ die Hafeneinfahrt wieder frei, mit dem Bug auf der Stb-Seite und dem Heck auf der Bb-Seite. So kommt uns im Seekanal auch die „Mecklenburg-Vorpommern“ entgegen, der Winddruck muss enorm sein.
16.15 Uhr passieren wir die Moleneinfahrt und atmen auf. Um an der „Aidacara“ mit unserer Fock nicht manövrierunfähig zu werden, unterstützt der Motor das kleine Segel, so dass es mit mehr als 6 kn warnowaufwärts geht.
17.00 Uhr am ASV-Steg fest. Am Stegkopf ging der Motor beim Umsteuern aus, und dass bei diesem Wahnsinnssturm, der uns nun auf die Boxenpfähle presst. Viele Hände helfen, schnell liegen wir wie gewohnt auf unserem Platz.
Etliche ASVer begrüßen uns Heimkehrer ziemlich erleichtert. RAMSES lag bereits am Stadtsteg, ZEPHIR war etwa 30 min vor uns und JUCALINE kurz nach uns am Steg. Dort pfiff und orgelte der Sturm in den Takelagen und ließ die Boote tanzen, so dass sich jeder ein Bild vom Geschehen auf See machen konnte.
FENT III und RIJO fehlen noch, später hören wir, dass sie in Dänemark geblieben sind.
Aufgeklart, bei uns allen hat das Wasser einen Weg unter das Ölzeug gefunden. Holgers Schlafsack in der Bb-Hundekoje war vollständig durchnässt, wir hatten die Ursache für den erneuten Wassereinbruch entdeckt — den Gasabfluss der Kocherwanne. So, wie die Reise begann, so endete sie also — mit Wasser im Schiff!!!

Nachtrag, nach einer Auskunft von kompetenter Seite!

Immer wieder bestätigen die offiziellen Messungen, dass inmitten des Geschehens, aus der Sicht von 50 bis 100 cm über dem Wasserspiegel, die Eindrücke viel gewaltiger sind, als sie es wirklich sind. Es geht uns wie dem Angler nach einem vergeblichen stundenlangen Drill, nachdem die Sehne riss, mit der Zeit wird der Fisch immer größer. Deshalb füge ich hier ein, was ich ein paar Tage später erfahren habe.
„Aus einer mir vorliegenden Übersicht der Station , wurde am 28.5. die höchste Bö mit 23.6 m/s (9 Bft) gemessen. Der Mittelwind des Tages war 11.9 m/s (6 Bft) und wegen der im Mittel wohl zwischen 15 und 16 Uhr herrschenden mittleren Windstärke von 8 Bft gilt dieser Tag als Sturmtag“.

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