• Akademischer Segler-Verein zu Rostock e.V.,Uferpromenade 1, 18147 Rostock

Vierteltonner Hiddensee segeln um Hiddensee

Bernd Lange
Gäste:  Peter Littwin (ASVzR)
           Gerd Lange (rund Hiddensee)

(Tagebucheintragungen von BL)
Vorbemerkung:
Schon lange wollte BL an diesem netten “Hiddensee-Event” mit der BOE teilnehmen, einmal war ihm das an Bord der YELLAND gelungen, 2003 zum “30 Jahre Vierteltonner Hiddensee”-Jubiläum. An dem Wochenende segelten damals auch Detlefs Kollegen von der SOLAR GmbH auf der BOE und die Terminüberschneidung hatte BL natürlich nicht richtig geplant. Nun sollte es im 20. Jahr der BOE sein, aber fast wäre es wieder gescheitert — keine Mannschaft!!!
Die Kuntzes hatten mit ihrem Bau zu tun, Detlef hatte sich sein lädiertes Bein im offen stehenden Vorluk erneut verletzt (davon steht allerdings nichts im vorstehenden Bericht!), Tobias weit weg in Koblenz (eigentlich ja in Montreal), Volker beschäftigt und Holger wurde familiär beschlagnahmt, obwohl er vor langer Zeit mal zugesagt hatte.
Zum Glück fand BL bei seinem Bruder und bei Ex-BOE-Besatzungsmitglied Peter ein offenes Ohr für sein Vorhaben.

Donnerstag, 15.06.2006 Gehlsdorf — Darßer Ort
15.50 Uhr war BL an Bord, da wartete PL schon eine Weile, das Auslaufen war für 16.00 Uhr angesagt, aber irgendjemand an der Uni wollte von BL noch etwas. Dr. Tiesel hatte uns im Internet NW 3...4(5) versprochen, aber — man kann das ja in unseren Berichten nachlesen — wenn die BOE sich ein Ziel vorgenommen hat, dann kommt der Wind meistens von dort, so auch heute — ONO!!!
Die letzten Vorbereitungen sind schnell getroffen, Schoten anschlagen, den “schwarzen Festmacher” einholen, die Austragung im Vereinsfahrtenbuch und, und...
16.20 Uhr, Leinen los, der Wind treibt uns zur Box hinaus, die Genua wird sofort und kurz danach das Groß gesetzt. Dagmar, Manner und Jürgen winken. Diesmal gibt es sofort den “Ableger”—“Akropolis”, für BL nur einen Lütten, wegen der “Entenpolizei” (Elisabeths Wortschöpfung?), die, wie man hört, verstärkt nach Alkoholsündern auf dem Wasser fahnden soll. Mit achterlichem, dann mit halbem Wind (3bft) schnell die Warnow abwärts. Die Sonne scheint, schön! Vor dem IGA-Gelände kommt uns YELLAND entgegen, eifriges Winken und Zurufen.
17.35 Uhr, Molen Warnemünde, auf der Bb-Seite. Hoch an den Wind, um möglichst im Landschutz zu bleiben, aber scheinbar dreht der Wind noch weiter auf Nord.
18.10 Uhr, DRSW 21,6 sm; rwK 039°; KpK 035°; 4,3 kn. Es schaukelt übel, man kann kaum schreiben, wie man an der Krakelei sieht. Aber die Sonne scheint, “Akropolis” schmeckt und der Himmel ringsum zieht sich zu. Bald können wir nur noch Nord laufen. PL hat von Karin Schichtsalat mitbekommen, den gibt es jetzt mit einer Scheibe Brot — schmeckt lecker. Danach übernimmt BL das Ruder und lässt die BOE laufen, stets um die 6 kn herum — ein kleiner Schrick macht´s.
20.00 Uhr, erreichen das Verkehrstrennungsgebiet in Nähe der Tn E69A. Wende DRSW 16 sm; KpK 130°; 5,6 kn;
20.20 Uhr, 54°21,88/12°08,46; DRSW 15,1 sm; rwK 056°; KpK 125°. Über Funk hören wir Kanal 73 ab, vor gut 20 Minuten ist die “M/V” an uns vorbeigelaufen in Richtung Warnemünde und meldet sich jetzt einlaufend schon bei Rostock Port an. So schnell müsste man mal segeln können. Vor uns liegt Neuhaus! Wir wollen die Genua wegnehmen und hoch am Wind mit Motor weiterlaufen.
21.30 Uhr, 54°17,97/12°13,82, wir haben vor 5 Minuten Kurs auf W´mde genommen, nach einer halben Stunde Bastelei an unserem Motor. Er sprang kurz an und ging wieder aus. Lässt sich beim Anreißen so leicht durchziehen, als ob er keine Kompression hat bzw. die Kurbelwelle gar nicht mitdreht. Hiddensee adé!?
21.45 Uhr, DRSW 16,2 sm; 4,2 kn: BL hat es nochmals versucht — der Motor läuft. Genua weg, Kurs in Richtung Strand, um Landschutz zu erhalten.
22.20 Uhr, kommen etwas nördlich Graal-Müritz an, laufen parallel zum Strand. Himmel bedeckt. Kalter Wind, zum Aufwärmen gibt es Heißes — Tee mit Rum. Danach darf PL sich in der Koje aufwärmen, BL übernimmt das Ruder (mit Gummistropp — wegen der Logbucheinträge).
23.30 Uhr, Brücke Wustrow Stb querab, 50 m.
24.00 Uhr, Ahrenshoop Funkmast Stb querab, laufen mit Motor und geschricktem Groß über 5 kn. Vor Ahrenshoop kein Wind mehr, der taucht erst kurz vor Darßer Ort wieder auf, so wie PL, der ab
01.00 Uhr das Ruder wieder übernimmt. BL kocht erneut etwas Heißes — Frühlingssuppe! Oh, Schreck, das schmeckt ja nach China-Restaurant! Auf Legerwall der Bernsteininsel scheint eine große Yacht festzusitzen, alle Lichter brennen und sie bewegt sich nicht.
01.30 Uhr, DRSW knapp gerundet, die Osttonne ist gut zu sehen. Wir wollen zum Havaristen und kreuzen vorsichtig mit Motor immer bis zur 4m-Linie. Einmal hätte es fast geklappt und wir hätten ebenfalls geparkt. Umrunden den auf Legerwall Gestrandeten in einem guten Abstand, an Deck der Yacht ist aber niemand zu sehen, obwohl wir mit unserer Taschenlampe auf uns aufmerksam machen.
Aus dem Hafen läuft der Seenotrettungskreuzer aus, den Funkverkehr auf Kanal 16 können wir nicht verfolgen, unser Motor macht einen Höllenlärm. Kurz vor der grünen Ansteuerungstonne begegnen wir uns, der SNK nimmt keine Notiz von uns und schlägt einen weiten Bogen zum Havaristen ein. Bergen das Groß und laufen im weißen Sektor des Richtfeuers in den Hafen. Das Fahrwasser ist so eng — ein Olympiateilnehmer könnte sicher gut von unserer Stb-Seite springend den festen Sand erreichen!
02.30, Hafeneinfahrt, etliche Yachten am Südsteg, wir greifen uns eine Mooringtonne und legen am Steg an, PL am Ruder. Ein “Akropolis” als Zahnputzer!
03.00 Uhr liegen wir in der Koje. PL hat die ungewohnte Schaukelei vor Neuhaus bei der Fehlersuche am Außenbordmotor doch nicht so recht gefallen, sagt er.

Freitag, 16.06.2006 Darßer Ort — Stralsund — Neuendorf
07.30 Uhr wachen wir auf, es ist still und sehr grau draußen. Apfel als Mundhygienemittel. Um 08.00 Uhr wollten wir eigentlich aufbrechen, aber wir frühstücken dann doch noch gemütlich und klaren auf. PL geht zum Hafenmeister Liegegeld (5,- EUR aufgerundet!) bezahlen, Wasser besorgen und Info über die Seenotaktion der Nacht einholen. Die Bavaria 44, von Schweizern gechartert, wurde beim Abbergen von 1,10 m-Wassertiefe ziemlich arg demoliert. Die Schleppleine des Havaristen hatte als Jo-Jo-Band funktioniert und die Yacht beim plötzlichen Freikommen auf den Seenotrettungskreuzer katapultiert. Der Bugkorb und die Bb-Reling sind weggerissen worden und das Radar im Mast hängt schief herunter, auch das Ruder soll verbogen sein.
09.30 Uhr, Leinen los. Eine Rauchschwalbe auf unserer Vorleine sitzend, möchte uns zum Bleiben bewegen, es beginnt nämlich zu regnen. PL animiert das zum Erzählen eines Erlebnisses hier mit einem Fuchs an Deck der MOONLIGHT. Karin ruft an, auch in Rostock regnet es “Strippen”. Nur mit Motor am Havaristen vorbei, den Schaden besichtigt. Jetzt im Hellen sehen wir beim Auslaufen die enge, in die Versandung gebaggerte Rinne, die stehenden Möwen neben uns an Bb warten auf Futter. Der Wind (ca. 2 bft) kommt uns wieder genau entgegen. Wir können uns keinen Zeitverzug mehr leisten und motoren weiter, laufen mit Halbgas und stützendem Groß 4,6 kn.
10.15 Uhr, Prerow Brücke Stb querab, BARH 15,7 sm; rwK 097°; KpK 088°. BL macht sich regenfest, aber PL am Ruder will durchhalten.
11.00 Uhr Zingst Brücke Stb querab, GELB 12,7 sm; rwK 089°; KpK 090° Der Wind wird kräftiger, aber immer noch genau von vorn. Mit etwas mehr Gas nur noch 3,5 kn, trotzdem, uns bleibt nicht mehr viel Zeit bis zum Treff. Kartensatz von 2006 eingeweiht — einige Wegpunkte im GPS korrigiert — es hat sich viel verändert!
12.30 Uhr, Gerd ruft an, fährt jetzt in Röbel los, Treffpunkt — Nordmole.
12.45 Uhr Kukshüren (Wanderdünen) Stb querab 1,5 sm; GELB 5,87 sm; 4,4 kn. Gleich gibt es das leckere Mittag (BL musste ja vorkosten!) von Karin — Frikassé mit Spargel, Pilzen und Erbsen, dazu Reis und Sherry, von PL ebenfalls mitgebracht. Kaum noch Wind, aber kein Regen mehr, sogar die Sonne schaut mal vorbei.
14.10 Uhr GELB, Fw-Tn 14-15. Nun kommt der Wind direkt von Süd und Strom von ca. 1...1,5 kn haben wir auch noch gegenan.
15.10 Uhr Barhöft. Gerd ruft an, hält auf der Nordmole schon Ausschau nach uns.
15.40 Uhr, kurz vor Tn 43 in der Vierendeel-Rinne bringt PL am Ruder den wohlgeratenen Topfkuchen von Inge zum Absturz, den BL gerade aufschneiden wollte — wir haben die im Internet ausgewiesene Mindertiefe erwischt. Zum Kuchen (besser Krümelkuchen) soll es Cappuccino geben, die Sonne scheint, es wird warm. Inge ruft an, wir können sie beruhigen. Den in der Ausschreibung aufgeführten Meldeschluss können wir abhaken, schaffen wir nicht, aber niemand hört am angegebenen Telefonanschluss. Eine halbe Stunde später meldet sich der THALIA-Skipper unter dieser Nummer, weiß nichts vom Meldeschluss und meint, es würde ausreichen, wenn wir uns nach dem Brückenzug um 17.20 Uhr der Vierteltonnerflotte anschließen, sie würden alle nochmals am Dänholm zu einer Lagebesprechung anlegen.
16.30 Uhr, Stralsund Hafeneinfahrt, Gerd wartet noch immer auf dem Molenkopf, hat uns schon lange entdeckt und wird schnell an Bord geholt. Er hatte sicher aber keine Langeweile, direkt vor der Mole startete und landete ein Wasserflugzeug höchstens im 30-Minuten-Abstand. Übrigens, als wir aus der Vierendeel-Rinne nach Stralsund abbogen, kam der Wind von Norden und brachte uns etwas flotter unter Genua voran. Das nahm uns unser guter Motor wohl krumm, er ging einfach aus. Nach dem Auffüllen von 5 Liter Benzin lief er aber wieder.


Am Yachthafen am Dänholm hängen wir uns an einen Pfahl zum Warten. An der Steganlage sind schon einige Vierteltonner, u.a. auch unser RASMUS, versammelt, nach dem Brückenzug kommen noch einige dazu, ca. 15 wollen teilnehmen. BRANDY und THALIA organisieren zusammen mit PANIK (als Start- und Begleitschiff — keine Hiddensee) dieses Traditionstreffen. Jedes Boot erhält einen Klassenwimpel und Bier für die ohnehin schon vorhandene gute Laune und lockere Stimmung. Der Start wurde auf 18.30 Uhr festgelegt und vor dem Hafen eine ziemlich lange Startlinie ausgelegt. Diese segeln wir kurz vor dem Schuss entlang und gehen am Startschiff unter den Ersten über die Linie. Das nützt uns nicht viel, an der Kreuz bei ständig schralendem, auch in der Stärke unstetem Wind, finden wir uns schnell dort wieder, wo wir wohl hingehören, fast am Ende des Feldes. Über Stralsund baut sich ein Gewitter auf und zieht hinter uns her. Im Ziel an der Tonne 62 (das WSA hatte ein Kreuzen im Hiddenseefahrwasser untersagt!) haben wir ein Boot noch hinter uns. Regenschauer und immer schlechter werdende Sicht. Graue und weiße Schwaden (Seerauch) von Hiddensee kommend, machen die Passage der Fahrwasserabschnitte immer gespenstischer. Jeder der 17 Vierteltonner kann wohl gerade so den oder die vor ihm Segelnden in höchstens 1...2 kbl Entfernung sehen und verlässt sich darauf, dass der “Pfadfinder” sich blindlings auskennt und die richtigen Fahrwassertonnen erwischt. Mit mehr als 5 kn ein richtiges Abenteuer, aber der ganze Schwarm landet unbeschadet, aber völlig durchnässt
ca. 21.30 Uhr im Fischereihafenbecken von Neuendorf, das schnell von der Flotte in seiner ganzen Breite in Beschlag genommen wird. Wir finden zwischen zwei Heckpfählen quer vor den am Nordpier liegenden Booten eine gute Landgangmöglichkeit über eine Bavaria 44 aus Seedorf (als Eigner ein Fleischerehepaar aus der Rhein-Main-Gegend). Nette Leute, die uns selbst bei diesem schietigen Wetter beim Anlegen und Vertäuen helfen. Wir bedanken uns später für diesen Brückenschlag mit Rostocker Bier.


22.30 Uhr haben wir unsere Kuchenbude gegen den Regen und als Abtropfmöglichkeit für unser triefendes Ölzeug montiert und sitzen im Salon beim Abendessen, genießen Karins Heringssalat, Bier, Tee mit Rum zum Aufwärmen und zum Ausklang zwei Sherry als Schlaftrunk nach Mitternacht bei Kerzenschein.

Sonnabend, 17.06.2006 Neuendorf — Barhöft
Beim ersten Landgang von BL gegen
07.00 Uhr, regnet es noch immer mit einzelnen Tropfen, aber Rügen ist schon zu sehen und allmählich klart es auf. Als wir beim Frühstück sitzen, scheint die Sonne, die bis zum Ablegen unsere Sachen halbwegs trocknet. Alles Geschehen läuft irgendwie gemütlich ab, das Hafenbecken ist mit Vierteltonnern zugestopft, auch FENT III mit Andy und Heike finden sich noch ein. Die “Nicht-dazu-Gehörenden” in diesem Hafenteil haben keine Chance zum Ablegen.
09.30 Uhr ruft das Nebelhorn von BRANDY zur Steuermannsbesprechung, 3 Fähren sind noch abzuwarten und dann soll aus dem Hafenbecken heraus, die Einfahrt als Startlinie, gegen 11.00 Uhr gestartet werden. Vor dem Startschuss ist nur das Groß als Manövrierhilfe zugelassen, erst danach können Genua und bei WNW 2-3 natürlich die Spinnaker gesetzt werden.
Trotzdem wird unser Aufbruch für alle Hafengäste sicher ein sehenswertes Spektakel mit dem entsprechenden Gewusel im Hafen.
Und wirklich, mit dem Startschuss haben die Ersten den Spi oben und drängeln sich durch die enge Ausfahrt hinaus in eine unsichtbare Ungewissheit, denn wieder verhüllt Seerauch bis über das erste Tonnenpaar hinaus die ganze Szenerie.
KEA, in Luv mit Spi am Feld vorbeirauschend, erwischt auch prompt das erste Grundstück mit 5 kn, was den Vormann auf dem Deck veranlasst, mit weitem Hechtsprung ins flache Wasser sein Schiff zu verlassen.
KEA war übrigens beim Immobilienkauf unersättlich, schon vor Tonne 23 und auch bei Tonne 11 vor dem Buger Haken, schlugen die Jungen erneut zu. Lag das nun daran, dass sie von ihrem feinfühligen sprechenden Vogel nicht mehr rechtzeitig gewarnt werden konnten? Andreas hatte den Kea bereits in Stralsund in Pflege gegeben.
Die BOE war beim “Grundstückskauf” bescheidener und bodenständiger. Um uns aus dem Gewühl im Hafen herauszuhalten, “parkten” wir kurzzeitig in der westlichen Ecke des Fähranlegers — nach der Vierendeelrinne also erst (oder doch — schon) Nr. 2!!!
Das Feld kommt bei diesem Wind gut bis zum Libben hinaus, erst hier beginnt eine kurze Kreuz um den Dornbusch herum, begleitet von Sonnenschein und vielen Windschralern. Wir haben Probleme beim Kreuzen, die steifen Schoten laufen nicht durch die Blöcke und die Knoten verhaken sich an den vorderen Wanten. Als wir am Enddorn ankommen, setzen die Ersten an der Hucke von Kloster schon ihre Spinnaker. Auch wir können von dort aus bis nach Neuendorf unseren Spi fahren, die Genua wäre sicher effektiver gewesen. So bleiben wir am Ende des Feldes, nur FENT III mit Andy und Heike und durch ihre kleine Selbstwendefock arg benachteiligt, bleibt weiterhin hinter uns.
13.00 Uhr Kloster Bb querab,
ca. 15.30 Uhr Zieldurchgang auf der Reede von Barhöft. Dank unserer größeren Genua ist der Abstand zu FENT III angewachsen, der auffrischende Wind vom Barther Bodden kommend, lässt uns auf den letzten Metern mit dichten Schoten auf Bb-Bug mehrmals bis zur Scheuerleiste krängen.
Ca. 16.00 Uhr an der Nordwestseite des Mittelsteges fest, die Mooringtonne direkt neben dem Heck, wahrscheinlich haben ungezählte Anleger die Tonne Stück für Stück zum Steg verholt. Um mit dem Bug nicht den Steg zu berühren legen wir eine zusätzliche Spring. Schnell ist auch der “schwarze Festmacher” an Land, unsere Batterie I muss dringend aufgeladen werden. Peter beschäftigt sich auch sofort mit der Rollfock, sie ließ sich nur mit viel Kraft aufrollen. Ein Distanzring fehlt, bei Montage vergessen, Peter schafft eine Lösung, schneidet einen Plastering auf und klemmt ihn an der entsprechenden Stelle fest. Die Rollfock “rollt” wieder. Die für 14.00 Uhr angekündigte Eröffnung des Festzeltes wird auf die Ankunft der SUND-Flotte verschoben, also kratzt sich PL bei der THETIS-Mannschaft vom ASV Greifswald ein und erhandelt die Mitnutzung des Bootsgrills am Wegrand. Schnell finden sich an dieser sonnigen, geschützten Stelle auch andere Mannschaften (KEA, KALKEI und RASMUS) ein. In vergnügter Runde (Epi hat seine hübschen Töchter dabei) ist das mitgebrachte Grillgut bald verzehrt, der erste Hunger und Durst gestillt, denn im Festzelt gibt es dann Steaks, Würste und Bier nur gegen Bares und bei ohrenbetäubender Lifemusik einer Drei-Mann-Band (E-Gitarre, Keyboard und Schlagzeug). Sind trotzdem gut und fleißig die Drei. Wir halten es aber nicht aus und verlassen bald das Festzelt, um miteinander und mit alten Freunden (BL aus der KLAUS-STÖRTEBEKER-Zeit bei Schiffahrt/Hafen) schwatzen zu können. Mit Rotwein, Käsesnacks und ohrenschmeichelnder CD-Musik bei Kerzenschein im Salon, mit Duschen und für BL mit einem nochmaligen Sich-sehen-lassen im Festzelt geht wieder weit nach Mitternacht ein insgesamt erfreulicher Segeltag zu Ende.

Sonntag, 18.06.2006 Barhöft — Rostock
07.00 Uhr ist die BOE-Mannschaft auf den Beinen, PL und GL gehen duschen, BL deckt inzwischen den Frühstückstisch und serviert jedem ein Spiegelei auf glasigem Schinkenspeck als Zugabe für den voraussichtlich langen Tag. Gerd wird auf ORISBY (Heiko Hoffmann kam als Einhand-Segler) die Wettfahrt bis Stralsund mitmachen, wir müssen nach Hause.
09.35 Uhr legen wir mit Motor ab, BRANDY-Skipper Ingo ruft uns nochmals zum Steg zurück und fragt, ob wir die Foto-CD erwerben möchten — ja, wollen wir!
In der Hafenausfahrt stehen Genua und Groß bei WNW 3, bedecktem Himmel und 1020 hPa. Motor aus. Die Bundespolizei ist mit Schlauchbooten unterwegs und kontrolliert — Alkohol??? Uns fragen sie nach unserem Reiseziel. Nachdem sie sich verzogen haben gibt´s den Ableger — Sherry.
10.05 Uhr verlassen wir bei Tn 16-17 das Fahrwasser, hoch am Wind auf Stb-Bug. DRSO 17,3 sm; 4,7 kn; rwK 274°; KpK 320°.
11.15 Uhr, 54°31,00/12°58,00, wir laufen weniger als 3 kn, also Motor an, Genua eingerollt, Wende in Richtung Küste. DRSO 14,4 sm; 3,5 kn; KpK 220°. Holger ruft an und möchte wissen, wie es uns geht — blendend natürlich.
11.40 Uhr, Wind dreht etwas nördlich, können direkt auf Darßer Ort zuhalten und die Genua wieder ausrollen; 4,3 kn.
12.15 Uhr, wieder mehr Wind, Motor aus, KpK 225°; 4,3 kn. Die weißen Dünen des Zingst tauchen schräg vor uns an Bb aus dem Dunst auf, “Klärchen” ebenfalls. Es gibt Mittag, von BL aufgepeppter Gemüseeintopf und Doppel-Mümmelmänner.
13.30 Uhr, Wende vor dem Strand bei 54°26,82/12°47,69. Kein Wind, Motor an, Direktkurs, DRSO 8,7 sm. Wir wollen uns den Saugbagger ansehen, der hier ca. 1 sm vor der Küste scheinbar beschäftigungslos herumliegt. Es ist ein polnisches Gerät. Niemand an Deck zu sehen, wahrscheinlich haben alle Heimaturlaub oder halten Mittagsschlaf. Auch PL wird in die Koje abkommandiert.
14.15 Uhr, wieder Wende vor dem Strand, KpK 340...320°.
15.15 Uhr, Wende bei 54°29,85/12°42,61, DRSO noch 5,3 sm entfernt; KpK 230...240°; die Gummistropp-Steuerung funktioniert gut, BL versteckt sich im Niedergang vor dem kalten Wind.
15.45 Uhr, PL hat ausgeschlafen und kommt in Höhe Zingst-Seebrücke wieder an Deck, es gibt Kaffee und Kuchen, BL übernimmt den Abwasch.
16.50 Uhr, Anruf von Inge, sie ist stolz auf ihr Werk, hat zu Hause den Vorflur gemalt und schwärmt von dem schönen Konzert in der Nikolai-Kirche, das BL gestern versäumt hat.
16.55 Uhr, noch immer 1,66 sm bis DRSO. BL verliert die Geduld. Motor an und mit 4,1 kn auf direktem Kurs. Er hofft, nach Darßer Ort einen guten Anlieger nach Rostock zu haben und verzieht sich auf´s Vorschiff mit dem Handy, um fernab vom lärmenden Motor seinem Enkel zum gestrigen 18. Geburtstag zu gratulieren.
17.12 Uhr DRSO Stb querab, 20 m. DRSW ist gerade so im Dunst zu sehen. PL wird übermütig und entpuppt sich als genialer Erfinder. Er benutzt die Spi-Schoten vom Vorschiff aus als Fernsteuerung, um möglichst weit vom lärmenden Außenborder wegzukommen.


17.48 Uhr DRSW Bb umrundet. Die Tonne wird mit PL als “Kutscher” digital dokumentiert. Totale Flaute und eine spiegelblanke See empfängt uns.


Die Bernstein-Insel, der “Katastrophenort” von Donnerstagnacht, ist im Sonnenlicht gut zu sehen. BL entdeckt im Fernglas neben Schwänen und anderen Wasservögeln einen Seeadler und mehrere größere langgestreckte Gegenstände — Seehunde oder Kegelrobben??? Es soll ja wieder mehr davon in der Ostsee geben.
18.30 Uhr PL und BL genießen beide auf dem Vorschiff in der Sonne ein Feierabendbier und glauben kurz, einen Schweinswal gesehen zu haben.
19.30 Uhr Ahrenshoop, Kurklinik Bb querab, ca. 1 sm.
PL füllt die letzten 5 Liter Benzin in den Tank. BL serviert das Abendessen: Wiener Würstchen, Lachsschinken, Heringssalat, Käse, Oliven, Tomaten, Gurken und die letzten 2 Flaschen Bier auf dem Vorluk auf einer blauen Serviette. Es wird ein denkwürdiges, friedvolles, genussreiches Abendmahl und eifrig wird in der Erinnerungskiste gekramt. Mal zupft PL an der Bb-Spi-Schot, um den Kurs nach Stb, mal zupft BL an der Stb-Spi-Schot, um den Kurs nach Bb zu korrigieren. Als Landmarke dient uns seit Ahrenshoop die Dampfsäule des Rostocker Steinkohlekraftwerkes.


20.25 Uhr, Wustrow Seebrücke, Inge erkundigt sich nach unserem Wohlbefinden, es kann nicht besser sein, so vergnügt kutschieren wir dahin.
21.10 Uhr Neuhaus Bb querab.
22.00 Uhr Graal-Müritz Seebrücke Bb querab, BL wäscht ab, PL inspiziert den Tank, es wird wohl bis Gehlsdorf reichen. Von OSO kommt ein leichter Wind auf, das Groß zieht wieder mit, WARA 6,71 sm; 4,5 kn.
Bevor wir in unsere Autos steigen, wollen wir unseren Alkoholkonsum mit dem Sanddornlikör von Hans-Werner Harrmann und einer kleinen Flasche Sekt auf dem Vorschiff liegend und von Erinnerungen träumend beschließen. HWH wollte uns in Neuendorf begrüßen, aber das grässliche Wetter vertrieb ihn wieder an Bord seiner ELAN nach Kloster, wo er triefend nass ankam. Zuvor versteckte er aber eine Flasche seines hochwertigen, wohlschmeckenden Sanddornlikörs in Neuendorf und informierte PL per Handy über das Versteck — richtig “Kumpel”, der HWH!
Kurz vor Warnemünde beenden wir unser Lager auf dem Vorschiff, bergen das als Schaukeldämpfer benutzte Groß (noch immer weht kein Hauch) und beobachten die “Norwegian Dream” beim Auslaufen. Das zögerliche Einlaufen der “Kronprinz Frederik” hat uns auf das Ablegemanöver des Kreuzliners aufmerksam gemacht. Ein wunderschöner, besinnlicher Abend! Vor uns die bunten Lichter von Warnemünde und des Fahrwassers, noch grüßen uns die Blinks der Leuchtfeuer von Warnemünde, Bastorf und Wustrow. In der Ferne hinter uns verabschiedet sich an der Kimm der Leuchtturm vom Darßer Ort — wir sind zu Hause! Eine weitere Fähre, die “Skane” verlässt den Hafen, Von West nach Ost zieht vor uns ein sehr heller Satellit seine Bahn und hinter uns künden dunkle heraufziehende Wolken ein voraussichtliches Ende der idyllischen Meeresruhe an.
23.30 Uhr passieren wir die Mole, nachdem kurz zuvor noch die Fähre “Tom Sawayer” uns auslaufend begegnete. Auch auf der Warnow setzen wir unsere Kutschierfahrt fort und legen
01.05 Uhr am ASV-Steg an, sehr zufrieden mit uns und der Welt.

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